Stand 28.06.2019

Allgemeine Angststörungen

(Generalisierte Angststörung)


Angst – Ängstlichkeit – Angststörungen – Generalisierte Angststörung – Dauer-Angst – krankhafte Erwartungs-Angst – seelisches und körperliches Beschwerdebild – psychosoziale Folgen – Ursachen, Häufigkeit, Geschlecht und Verlauf – Möglichkeiten und Grenzen von Vorbeugung und Behandlung – u.a.m.

Angststörungen gehören inzwischen zu den häufigsten seelischen Leiden und nehmen offenbar noch immer zu. Sie sind nicht mit der Wesensart „Ängstlichkeit“ zu verwechseln, auch wenn es fließende Übergänge gibt. Angststörungen gehören wie die Depressionen zu den biologisch begründbaren psychischen Erkrankungen. Daneben gibt es auch körperlich, medikamentös und psychiatrisch erklärbare Ursachen.

Am häufigsten aber sind die so genannten primären Angststörungen. Dazu zählt man neben Panikattacken (überfallartige Angstzustände) und Phobien (auf bestimmte Ursachen gerichtete Angstzustände) die Allgemeinen Angststörungen. Sie entsprechen im Wesentlichen der früheren Diagnose einer „Angstneurose“ und werden heute als Generalisierte Angststörungen bezeichnet.


Generalisierte Angststörungen, was ist das?

Unter einer Generalisierten Angststörung versteht man eine Art „Dauer-Angst“ oder „krankhafte Erwartungs-Angst“: anhaltende und ausgeprägte Befürchtungen oder Sorgen von mehreren Monaten Dauer, die sich um einen oder verschiedene Lebensbereiche drehen (s. u.).

Manchmal belastet auch eine einzelne, alles überschattende Befürchtung, vor allem dann, wenn der Betroffene generell zu „chronischem Problem-Grübeln“ oder „ständiger Sorgen-Bereitschaft“ neigt (hier finden sich dann die erwähnten Berührungspunkte zur grenzwertigen Ängstlichkeit). Gelegentlich lässt sich aber auch keine benennbare Ursache erkennen. Auf jeden Fall ist es schwierig, diese Befürchtungen, Sorgen und Grübeleien wirkungsvoll zu kontrollieren.

Außerdem quälen zumeist zusätzliche seelische und körperliche Beschwerden und - im Laufe der Leidenszeit - auch entsprechende psychosoziale Folgen mit einem ggf. verhängnisvollen Teufelskreis.


Häufigkeit – Geschlecht – Verlauf


Das Beschwerdebild

Was aber führt die Betroffenen schließlich - wenn überhaupt - zum Arzt? Es sind seelisch bedingte körperliche Beschwerden, vor allem Schmerzen - ohne fassbaren organischen Grund. Dazu kommen auch reale organische Ursachen, die zuvor exakt abzuklären sind.

Beispiele: Das beginnt mit körperlichen Krankheiten, die nicht bloß Befürchtungen nähren, sondern eine biologisch verankerte Angst-Symptomatik auszulösen vermögen: z. B. Überfunktion der Schilddrüse, Unterzuckerung, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Herzrhythmusstörungen, epileptische Krampfanfälle, die Folgen von Kopfunfällen, Hirntumoren, gewerblichen Vergiftungen, die Überdosierung oder Wechselwirkung verschiedener Medikamente u. a.

Noch häufiger sind seelische Krankheitszeichen, vor allem Depressionen. Aber auch andere Angststörungen wie Phobien, Panikattacken usw. Und natürlich die so genannten somatoformen Störungen (früher psychosomatisch genannt, d. h. wenn sich unverarbeitete seelische Konflikte körperlich äußern, ohne dass der Arzt etwas Organisches feststellen kann). Hier dominieren dann die schon mehrfach erwähnten Schmerzbilder.

Im Weiteren können Persönlichkeitsstörungen (früher Psychopathien genannt), sämtliche Sucht-Erkrankungen sowie funktionelle Beeinträchtigungen (die frühere vegetative Labilität oder Dystonie u. a.) erhebliche Angstreaktionen auslösen. Am schwersten lassen sich Angststörungen und Depressionen trennen, weil viele ihrer Symptome identisch sind.

Welches sind nun die wichtigsten Symptome einer Generalisierten Angststörung?

Insgesamt also ein sehr verwirrendes Beschwerdebild, weshalb man nicht verwundert sein darf, dass die Betroffenen lange Zeit nicht wissen, wie sie ihr möglichst verheimlichtes Leiden einzuschätzen und verständlich darzustellen haben, besonders wenn schwer durchschaubare und vielleicht auch noch wechselnde Beeinträchtigungen vorliegen.


Was kann man tun?

Was aber kann man tun, wenn die Diagnose feststeht? Als Erstes gilt es zu erkennen, dass man unter einer Angststörung leidet. Danach gilt es diese Erkenntnis anzuerkennen, d. h. zuzugeben, zu akzeptieren, dass auch Angst eine konkrete Krankheit sein kann.

Hier bremst allerdings erst einmal die im Grunde verständliche Reaktion aus, nämlich sich zu schämen, dass man unter einer solch dubiosen Krankheit leiden soll. Das ist jedoch kein Grund, seinen Leidensweg unnötig zu verlängern. Denn seelische Störungen nehmen einerseits zu (gelten in Fachkreisen inzwischen als die „folgenschwerste gesellschaftliche Krankheitslast der Zukunft“, was nicht zuletzt wirtschaftlich bzw. finanziell Sorgen bereitet), sie sind in der Mehrzahl der Fälle auch biologisch begründbar (s. o.). Und damit kein Zeichen von Schwäche, sondern eine schicksalhafte Belastung auf biologischer Grundlage, wenn auch eher seelisch geprägt und mit psychosozialen Konsequenzen behaftet (unter den 10 „wichtigsten Krankheiten“ der Zukunft sind 5 psychische).

Deshalb sollten alle Betroffenen - auch „nur“ bei Verdacht - ihren Arzt aufsuchen. Und sie sollten ihm alle(!) belastenden Symptome nennen, denn nur dann kann er auch die richtige Diagnose stellen. Und sie sollten sich nicht für hypochondrisch oder gar hysterisch halten, denn „wer will schon krank sein“. Es gibt zwar Einzelfälle, in denen bestimmte Beschwerden vorgeschoben, verstärkt oder gar simuliert werden, aber die überwiegende Mehrzahl wäre lieber gesund, leistungsfähig und vor allem angst-frei, insbesondere auf körperlicher und psychosozialer Ebene. Wie aber kann man das erreichen?


Mehrschichtige Behandlung

Eine mehrschichtige Ursache braucht auch eine mehrschichtige Behandlung: